Bei den Angaben zum Stromverbrauch tricksen manche Hersteller
Die Tricks bei den Angaben zum Stromverbrauch für Haus- und Gebäudetechnik haben die Europäische Union dazu veranlasst, an einer Überarbeitung der Richtlinie für die Energielabels zu arbeiten. Hintergrund sind „Spielereien“ der Hersteller, mit geschönten Verbrauchsergebnissen mehr Geräte zu verkaufen. Ein Beispiel verdeutlicht die Methoden ganz besonders.
In den letzten Jahren ist der Strompreis deutlich gestiegen und auch 2016 wird sich diese Tendenz wahrscheinlich fortsetzen. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn Käufer neuer Elektrogeräte ihr Augenmerk auch auf den zu erwartenden Stromverbrauch richten. Das jeweilige Energielabel soll über den Verbrauch Auskunft geben, die Betonung liegt dabei auf dem Wort „soll“. Manche Hersteller tricksen bei der Einstufung allerdings teilweise recht deutlich.
Elektrogeräte mit guter Effizienzklasse erzielen bessere Verkaufsergebnisse. Die Testmethoden und die Durchführung dieser Messungen werden durch die Ökodesignrichtlinie der EU vorgeschrieben.
Messverfahren: Bei Staubsaugern werden sowohl die Leistung als auch der Stromverbrauch mittels leerem Beutel und speziellen Düsen ermittelt. So lässt sich die höchste Saugkraft und der geringste Stromverbrauch feststellen. Die Zeitschrift Chip ermittelte, dass bei einem vollen Beutel der Stromverbrauch wesentlich höher liegt.
Bei Waschmaschinen wird der Stromverbrauch nur im Öko-Sparprogramm ermittelt. Bei anderen Programmen fällt der Stromverbrauch deutlich höher aus. Manche Hersteller verringern auch die Wassertemperatur. Stiftung Warentest untersuchte insgesamt 12 Maschinen verschiedener Hersteller, mehr als die Hälfte von ihnen heizte das Wasser nicht auf die angegebene Temperatur von 60 Grad auf. Eine Waschmaschine von Miele heizte nur auf 43 Grad, ein Gerät von Siemens auf ca. 34 Grad und von AEG sogar nur auf 27 Grad anstelle der gewählten 60 Grad. Hier wäre natürlich der Energieverbrauch deutlich höher.
Laxe Testvorgaben werden bemängelt
Verbraucherschützer bemängeln die Testvorschriften schon über einen längeren Zeitraum. So müsse es bei den Prüfabläufen zwingend zu Nachbesserungen kommen. Testungen müssten unter realen Bedingungen erfolgen. Auch externe Stellen sollten mehr Überprüfungen vornehmen, denn die Angaben auf den Energielabels stammen von den Herstellern selbst.
Beispiel für einen Hersteller-Trick: Bosch Siemens hat beispielsweise bemerkt, dass die Stiftung Warentest die Temperatur in der Lauge misst, aber nur zu Beginn des Waschvorgangs. Das Unternehmen entwickelte eine Technologie, die dafür sorgte, dass zu Beginn nur eine geringe Wassermenge eingefüllt und auf die vorgegebenen 60 Grad aufgeheizt wurde. Erst später wurde kaltes Wasser nachgefüllt, das war allerdings erst nach der Messung. Siemens rechtfertigte dieses Vorgehen unter anderem damit, dass 60 Grad Dauertemperatur weder erforderlich noch energetisch sinnvoll seien.
Die EU plant nun eine Überarbeitung der Richtlinie für die Energielabels. Da aber hieran auch die Herstellerverbände beteiligt sind, ist Skepsis durchaus berechtigt. Anstatt sich allein nur auf das Energielabel zu verlassen, sollten Kaufinteressenten auch unabhängige Testberichte lesen. Diese werden unter realen Bedingungen erstellt.
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