dena-Leitstudie äußert in einem ersten Zwischenfazit deutliche Kritik an der Energie- und Klimapolitik Deutschlands
In einer Leitstudie erhebt die Deutsche Energieagentur (dena) erhebliche Kritik am Kurs der Bundesregierung zur Verfolgung der Klimaziele Deutschlands bis 2050. Mit den jetzigen Maßnahmen seien die Ziele nicht zu erreichen und es werden Alternativen genannt, die ökologischen als auch ökonomischen Anforderungen gerecht werden. Eine Form der fossilen Energiegewinnung findet in der Studie schon keine Berücksichtigung mehr.
Die Deutsche Energieagentur (dena), welche dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt ist, erhebt gegen die aktuelle Klima- und Energiepolitik Deutschlands in ihrem vor kurzem vorgestellten Zwischenfazit zur „dena-Leitstudie Integrierte Energiewende“ erhebliche Kritik. Zusammengefasst sei sie zu „detailverliebt“, teilweise zu „engstirnig“ und viel zu sehr auf Einzeltechnologien fokussiert. Deutschland könne die klimapolitischen Ziele allerdings nur mit vielfältigen technischen Lösungen erreichen, wobei auch erheblich größere Anstrengungen nötig sind. Zugleich müsse eine vollständige Überarbeitung von Abgaben und Umlagen erfolgen.
Das Zwischenfazit der „dena-Leitstudie Integrierte Energiewende“ listet etwa 50 Partner aus der Wirtschaft auf. In ihrer Bestandsaufnahme gaben die dena-Mitarbeiter folgendes zu Papier: „Eine Fortschreibung aktueller Entwicklungen ergibt eine Treibhausgasminderung von 60 Prozent im Jahr 2050“. Bisher hat die Regierung allerdings das Ziel ausgegeben, die Emissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber dem Niveau des Jahres 1990 reduzieren zu wollen. Des Weiteren lässt sich nach Angaben der dena kein Transformationspfad des Energiesystems für einen Zeitraum von 30 Jahren bestimmen. Im „Klimaschutzplan 2050“ hingegen hat die Bundesregierung einen solchen Pfad beschrieben. Eine Fortschreibung dieses Planes ist für das Jahr 2018 angedacht.
Besonders heftig fällt die Kritik der Fachleute für den Bereich des Straßenverkehrs aus. Hier geht die Politik von einer vollständigen Elektrifizierung aus. Den dena-Fachkräften hingegen ist „eine rein strombasierte Energieversorgung aller Verkehrsträger sehr unwahrscheinlich“. Das Bundeswirtschaftministerium geht hingegen von einer nahezu vollständigen Elektrifizierung sämtlicher Wirtschaftssektoren aus. Die dena geht hingegen davon aus, dass auch bei einer erheblichen Effizienzsteigerung der Fahrzeugantriebssysteme „erhebliche Mengen flüssiger und gasförmiger Energieträger benötigt“ werden. In ähnlicher Weise hatte sich auch die „Deutsche Akademie für Technikwissenschaften Acatec“ in einem Zeitungsbericht geäußert.
Klimaziele auf anderem Wege erreichen
Die dena-Fachkräfte möchten darauf hinwirken, dass die Klimaziele auf einem effizienten und zugleich preiswerten Weg erreicht werden. Dazu sollte auf viele Technologien und Verfahren gesetzt werden. Wichtig seien ihrer Meinung nach
- eine verbesserte Energieeffizienz,
- eine bessere Haustechnikn (siehe technische Gebäudeausrüstung),
- die Schaffung steuerlicher Anreize,
- die Nutzung von Ökostrom, der aus Wind und Sonnenenergie erzeugt wird,
- aber auch die Verwendung von Biosprit, Erdgas und künstlich hergestellten CO2-freien Kraftstoffen, die unter Umständen importiert werden müssen.
Auch Erdgas, welches durch die Umwandlung regenerativer Elektrizität gewonnen werde, solle in den Planungen Berücksichtigung finden.
Vorschläge vom Bundesverband der Deutschen Industrie
Die Autoren der Studie geben leider keine konkreten Euro-Beträge an. Ganz anders hingegen verfährt der Bundesverband der Deutschen Industrie, der ebenfalls an einer Machbarkeitsstudie der Energiewende arbeite, die im Januar 2018 fertiggestellt werden soll (im Newsletter werden wir darüber berichten). Die Autoren dieser Studie kommen hier auf Ausgaben in Höhe von 1,4 Billionen Euro, wenn die Kohlendioxidemissionen bis zum Jahr 2050 nur um 80 Prozent reduziert werden sollen.
Um die klimapolitischen Ziele zu erreichen, sei eine Vervielfachung der bereits installierten Fotovoltaik- und Windkraftanlagen notwendig. „Besonders die verfügbaren Flächen für Windkraftanlagen an Land werden fast vollständig genutzt werden müssen“, allerdings sei eine Entlastung durch den Ausbau von Meereswindparks möglich.“ Gerade gegen die „Verspargelung“ dürfte sich aber bei der Bevölkerung erheblicher Protest regen. Wichtig ist es auch, den Zubau von jährlich 8.000 Megawatt bis 2050 beizubehalten.
Den Autoren der Studie zufolge liegen die Kosten für die Ertüchtigung der Verteil- und Übertragungsnetze bei mindestens 150 Milliarden Euro. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, werden auch 2050 noch konventionelle Kraftwerke gebraucht, die dann wahrscheinlich mit synthetischen und zugleich CO2-freien Kraftstoffen arbeiten würden. Voraussetzung ist dann natürlich, dass für diese Kraftstoffe ein globaler Markt existiere. Auf die Kohleverstromung geht die dena-Studie gar nicht ein, da diese aufgrund der Preispolitik wahrscheinlich eh auslaufen dürfte. Das vollständige Zwischenfazit zur Studie können Sie im Shop auf der dena-Webseite herunterladen
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!